
Die Begriffe »Smartes Wohnen für Senioren«, »Ambient Assisted Living (AAL)» und »Altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben« werden synonym verwendet. Eine allgemein anerkannte wissenschaftliche Definition fehlt.
Allen Begriffen ist gemein, dass es sich um Lösungen handelt, die entwickelt wurden, um das Leben von älteren Personen und von Personen mit Handicap zu vereinfachen und sicherer zu gestalten. Damit wird die Selbständigkeit betroffener Personen erhalten und teilweise verbessert sowie ein selbstbestimmtes Leben gefördert.
Wiederkehrende Prozesse werden selbständig gesteuert
Die Technologien sind einfach zu beherrschen und können nahezu unauffällig in das Leben und den Alltag eingebunden werden. Die Systeme werden an die spezielle Lebenssituation der betroffenen Personen angepasst und können bei Bedarf verändert oder erweitert werden. Smart Home Technologien werden eingesetzt, um immer wiederkehrende Prozesse selbstständig zu steuern.
Fähigkeiten von AAL-Systemen
Praktisch für Menschen, die sich nur eingeschränkt bewegen können, die auf Gehhilfen oder Rollstuhl angewiesen sind, sind steuerbare Rollläden, Markisen und Jalousien. Auch die smarte Heizungs- und Klimaanlagensteuerung sowie das einfache Bedienen der Beleuchtung erleichtern das Alltagsleben von älteren Menschen sehr.
Selbst das Öffnen der Türe kann heutzutage problemlos vom Sessel aus erfolgen. Bei Ertönen der Türklingel zeigt eine Kamera auf dem Fernseher, Smartphone oder Tablet an, wer vor der Tür steht. Man kann mit dem Besucher sprechen und die Türe vom Sessel aus öffnen.
Entsprechende Lösungen unterstützen Ältere nicht nur bei der Bewältigung des Alltags. Sie helfen auch, Unfälle und Schäden im Haushalt zu vermeiden. Wird beispielsweise eine angeschaltete Herdplatte vergessen, kann der Herd so eingestellt werden, dass er sich ab einer gewissen Temperatur oder beim Verlassen der Wohnung automatisch abschaltet.
Ein Wassersensor warnt vor überlaufenden Wasch- und Spülbecken oder einem geplatzten Waschmaschinenschlauch. Der obligatorische Brandmelder kann um eine Lichtfunktion erweitert werden, die schwerhörigen Personen bei Auslösung des Alarms ein zusätzliches Lichtsignal gibt.
Ausreichendes Licht mindert Unfallrisiken
Für ein vermindertes Unfallrisiko im Smart Home sorgt auch eine Lichtsteuerung in Kombination mit Helligkeits- und Bewegungsmeldern: Damit wird erreicht, dass in jedem Raum beim Betreten das Licht brennt. Mögliche Stolperfallen können somit rechtzeitig erkannt werden. Vor allem zu später Stunde passieren viele Unfälle, beim Gang ins Bett oder ins Bad. Zusätzliche Sicherheit bietet eine regelbare Nachlaufzeit: Damit können Nutzer festlegen, wie lange Lampen noch brennen sollen, wenn keine Bewegung mehr vom Bewegungssensor gemeldet wird. Durch die Messung der Helligkeit wird vermieden, dass an einem Sommertag in einem Sonnenlicht durchfluteten Wohnzimmer bei Bewegung zusätzlich Lichter geschaltet werden.
Auch mancher Schrank macht inzwischen selbstständig Licht, öffnet man seine Tür. Das ist hilfreich, denn im Alter erkennen die Augen die Kontraste nicht mehr so gut und die Beleuchtung des Regals erleichtert dann die Auswahl der Garderobe oder des Geschirrs.
Staubsaugroboter reinigen die Wohnung gründlich und unauffällig, wenn der Bewohner nicht anwesend ist. Moderne Geräte haben eine sehr gute Saugleistung, die auch Tierhaare und Staub in Ecken zuverlässig aufnimmt. Dies ist ein großer Vorteil, nicht nur für Allergiker. Sie laden sich bei Bedarf selbständig auf und machen anschließend dort weiter, wo sie vorher aufgehört haben. Im Ruhezustand „verstecken“ sie sich in ihre Ladestation unter einem Sofa, Bett oder Schrank.
Eine weitere nützliche Funktion für Senioren schaltet beim Verlassen der Wohnung alle elektrischen Geräte aus.
Smarte Technologien übernehmen auch das Erinnern an wichtige Dinge. Die smarte Seniorenwohnung erinnert rechtzeitig an die Einnahme von Medikamenten, eine Blutdruckmessung oder einen Arztbesuch.
Sprachassistenten
Sprachassistenten stoßen auf eine hohe Akzeptanz bei älteren Menschen. Sie lernen schnell damit umzugehen und sind in den meisten Fällen erstaunt, wie einfach und effektiv die Hilfe durch Technik sein kann.
Sprachassistenten haben gleich mehrere Vorteile gegenüber Fernbedienungen. Fernbedienungen bedienen häufig nur ein Gerät oder eine Gerätegruppe. Universalfernbedienungen, die mehrere Geräte bedienen können sind überwiegend kompliziert gestaltet und haben kleine Tasten und Beschriftungen. Meist sind Fernbedienungen genau in den Momenten, in denen man diese benötigt, nicht zur Hand. Diese Nachteile entfallen bei der Sprachbedienung.
Jeder wird auf Anhieb verstanden
Moderne Spracherkennungssysteme habe eine sehr hohe Erkennungsquote, unabhängig von Sprecher und Umgebungslautstärke. Sie erkennen auch leise oder geflüsterte Kommandos zuverlässig.
Sie geben dem Nutzer ein direktes Feedback, wenn ein Kommando verstanden wurde. Dabei nutzen sie eine natürliche Stimme. Der Nutzer ist auch bei einem falsch verstandenen Kommando nicht verunsichert oder irritiert, sondern korrigiert den Sprachassistenten, so wie man einen Menschen verbessern würde, der etwas nicht oder nicht richtig verstanden hat. Die Frustration, vermeintlich nicht mit moderner Technik umgehen zu können, bleibt aus.
Unterhaltungssysteme
Insbesondere bei sprachgestützten Systemen darf auch die Unterhaltungsfunktion nicht unterschätzt werden. Dies beginnt bei der Steuerung von Fernseher, Radio und Musik mit der Stimme, geht über das Vorlesen von Büchern, E-Mails und Nachrichten, bis hin zu Video-Telefonie.
Alles geht, nichts muss
Vieles ist möglich, nicht alles ist sinnvoll. Eine sinnvolle Lösung wird immer den älteren Menschen bereits in die Planungsphase mit einbeziehen. Ziel von AAL ist nicht eine möglichst utopische Wohnlandschaft zu gestalten, sondern den Bewohner möglichst unaufdringlich in seinen gewohnten Abläufen zu unterstützen. Die Technik hat dem Menschen zu dienen, nicht umgekehrt.
Eine einfühlsame Einführungs- und Begleitphase in den ersten Tagen nach der Installation eines AAL-Systems ist ebenfalls hilfreich.
Bei AAL-Systemen handelt es sich um modulare Systeme, die sich im Zeitablauf problemlos erweitern und ergänzen lassen.
Systeme, die den älteren Menschen optisch oder akustisch überwachen oder seine Aufenthaltsort melden, sind technisch problemlos zu integrieren und können zusätzlich zur Sicherheit beitragen. Ohne die Zustimmung der betreffenden Person oder eines gesetzlichen Vormundes sind diese aber weder rechtlich noch ethisch zu vertreten.